Einführung der Beikost: Die Vor- und Nachteile von Baby-led-Weaning und Brei

Was ist Baby-Led-Weaning?

Mit der Einführung der Beikost legen Eltern den Grundstein für die zukünftigen Vorlieben des Kindes und können seine Esszukunft wesentlich bestimmen und in gewisse Richtungen lenken.

Zum traditionellen Brei mit Löffelfütterung kommen seit einigen Jahren Stimmen über die Vorteile von Baby-Led-Weaning (BLW) hoch. Der Ernährungstrend aus England, der als die ideale Alternative zu Breikost dargestellt wird, halten jedoch Kinderärzte für umstritten.

Baby-Led-Weaning (Beikost nach Bedarf oder babygesteuertes Abstillen) ist eine breifreie Alternative, bei welcher das Baby eine gesunde Auswahl an Fingerfood angeboten bekommt. Es wird davon ausgegangen, dass das Baby instinktiv wisse, welche Nährstoffe es gerade brauche und selbstverständlich zu diesen Lebensmitteln greift. Seinen restlichen Hunger stillt es wie gewohnt mit Muttermilch oder der Milchflasche.

Das Baby bestimmt selbst über seine breifreie Nahrung und darf selbst bestimmt essen. Beim BLW sitzt das Baby mit am Familientisch und darf sich am Essen der Erwachsenen mit den Händen selbst bedienen. Es steckt sich Essen selbst mit seinen Fingern in den Mund und darf selbst bestimmen, was es isst, welche Mengen und im welchem Tempo.

Hierbei hat das Baby freie Hand und kann selbst bestimmt entscheiden, wonach es zugreifen möchte.

Der Schwerpunkt von BLW liegt darin, dass das Baby eine Bandbreite an verschiedenen Lebensmitteln selbst erforscht ohne Druck eine bestimmte Menge von einer bestimmten Nahrungsart wie es beim Brei der Fall ist, aufessen zu müssen. Das Ziel ist ein langsamer und angenehmer Übergang von der Stillmahlzeiten zu fester Kost am Familientisch.

Weaning aus dem Englischen bedeutet genauso viel wie Entwöhnung, also Entwöhnung von der Muttermilch oder Flaschennahrung. Baby-Led-Weaning beschreibt den Zeitraum, in dem das Baby von der Muttermilch auf feste Kost umsteigt und nicht mehr gestillt werden muss.

Mit der Fähigkeit selbst Essen in den Mund zu führen und der Fähigkeit des Kauens ist ein Anzeichen, dass das Baby physiologisch gesehen bereit für feste Kost ist.

Die Löffelfütterung mit Brei (früher schon ab dem 4. Lebensmonat) war noch aus der Zeit, als viel jüngere Babys, die eigentlich noch nicht bereit waren für feste Kost, nur mit pürierter Nahrung etwas anderes außer Milchnahrung bekommen konnten. Bei der klassischen Breikost wird das Baby nach Zeitplan mit Brei löffelweise gefüttert.

Die Vor- und Nachteile von Breikost

Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Letzten endlich muss man nicht den einen oder anderen Weg gehen, sondern die Vorteile von beiden lassen sich gut im Alltag miteinander kombinieren.

Je nach individuellem Ernährungsplan der Familie wird sich herauskristallisieren, welche Variante geeigneter ist.

Stehen Smoothies, Suppen, Frühstücks- und Kartoffelbreie oft auf dem Speiseplan, kann das Baby davon kleine ungewürzte Mengen auf dem Löffel probieren. Weichgekochte Möhren und Nudeln, Banane, gekochte Süßkartoffelstücke, Avocado und Pfirsiche sind einige Beispiele für Kost von Baby-led-weaning.

Manche Babys zeigen noch kein starkes Interesse für Nahrung und nehmen nur ungern bis gar nicht ein paar Löffel Brei an. Wichtig ist, dass das Baby nicht zum Essen gezwungen wird, da es mit dem Essen negative Gefühle verbindet. Später können sich daraus Essprobleme und Essstörungen entwickeln. Geduld ist wichtig, dem Baby immer wieder was anbieten, aber auch es akzeptieren, dass jetzt wahrscheinlich für das Baby noch nicht der richtige Zeitpunkt für die Beikost gekommen ist.

Ob beim Brei oder beim BWL bleibt Muttermilch weiterhin die Hauptnahrungsquelle und wird zum einem Teil je nach Babys Bereitschaft mit Beikost ergänzt.

Die Vorteile von Breikost und selbst gekochten Babybrei

  • Freie Entscheidungsfreiheit über den Inhalt des Breies ohne Zusatz von industriell hinzugefügten Inhaltsstoffen
  • Eine größere Menge kann vorgekocht werden und in kleinen Portionen im Gefrierschrank aufbewahrt werden. Nach Bedarf werden die jeweiligen Portionen aufgetaut
  • Aus Familiengerichten lässt sich gedünstetes Gemüse etc. zu Brei verarbeiten ohne immer speziell fürs Baby extra einen Brei zubereiten zu müssen
  • Der Essbereich des Babys und auch seine Kleidung bleiben von Beikostresten wesentlich verschont und der Aufwand des Reinigens ist wesentlich geringer
  • Öle für die bessere Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen und für die Gehirnentwicklung können dem Brei problemlos beigemischt werden
  • Bessere Nährstoffversorgung, da unbeliebte, aber nährstoffreiche Lebensmittel im Brei “versteckt” werden können
  • Breikost schließt nicht aus, dass das Baby Fingerfood erhält. Es kann zwischen den Breimahlzeiten dem Baby selbstverständlich auch Obst- und Gemüsestückchen angeboten werden zum selbstständigen Essen. Auch hier wird die Augen-Hand-Koordination trainiert

Nachteile vom selbst gekochten Babybrei

  • Für die kleinen Probiermengen insbesondere in den ersten Wochen der Breieinführung ist der Aufwand der frischen Zubereitung von Breien aufwendiger
  • Sich immer wiederholender Misch-Geschmack bei gleichen Breisorten: Gleiche Temperatur, gleiche Konsistenz, gleicher Geschmack
  • Verführung durch die Mutter die Breiportionen stets aufessen zu müssen “und noch ein Löffel…” und somit das Sättigungsgefühl des Babys übergangen wird
  • Babys könnten vom frühesten Alter an daran gewöhnt werden mehr zu essen als sie müssten
  • Ein Elternteil kann erst am Familientisch essen, wenn er mit dem Füttern des Babys fertig ist

Baby-led-weaning: Alles, was Du wissen musst – Die Vor- und Nachteile

Voraussetzungen für BLW ist die Körperhaltung, die Kaufähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit des Babys aufs Essen. Es sollte schon sicher im Hochstuhl sitzen können.

Ebenfalls spielt eine sichere Fingerfertigkeit des Babys eine Rolle.

Das Baby sollte fähig sein Nahrungsstückchen aufheben zu können und seine Bewegungen zielgerichtet koordinieren zu können. In diesem Alter steckt das Baby gerne Dinge in den Mund, um sie zu erforschen. BLW vereint die natürliche Neugierde von Babys auf Erforschung von Nahrungsmitteln.

BLW wird in Familien mit älterem Geschwisterkind meistens “automatisch” praktiziert, da das Baby auch das Essen möchte, was das ältere Geschwisterkind auch isst.

Vorteile Baby-Led-Weaning

  • Die Selbstbestimmung des Babys an den angebotenen Lebensmitteln entspricht dem Stillen nach Bedarf
  • Von Anfang an lernt das Baby viele Speisen kennen und ist später weniger wählerisch
  • Intensive Lebensmittel-Erfahrungen mit allen Sinnen
  • Intensiveres Geschmacksempfinden für einzelne Lebensmittel im Vergleich zum zusammengemischten Brei aus mehreren Lebensmitteln
  • Das Kind bestimmt selbst, wann es satt ist, in dem es den Zusammenhang von der Nahrungsaufnahme und dem Sättigungsgefühl kennenlernt
  • Eine frühe Variation der Lebensmittelpalette fördert eine spätere ausgewogene gemischte Kost
  • Das Baby isst in seinem eigenen Tempo. Es entstehen kein Druck und gar Kämpfe beim Essen, wenn das Baby bei der Löffelfütterung seinen Kopf wegdreht oder gar nicht so viel essen möchte
  • Der Grundstein für weitere spätere Essgewohnheiten wird gelegt
  • Mit BLW hat die Familie die Gelegenheiten ihre Essgewohnheiten zu überdenken und gesünder zu essen, weil es auch dem Baby angeboten wird
  • Für das Baby muss nicht extra gekocht werden
  • Zeitersparnis für die Zubereitung von Breis oder Kostenersparnis für fertig gekauften Brei
  • Weniger Aufwand für unterwegs oder in Restaurantbesuchen, da das Baby von fester Kost überall mit probieren darf
  • Es übt das eigenständige Kauen und kommt mit verschiedenen Konsistenzen und Beschaffenheiten und Gerüchen des Lebensmittels in Berührung
  • These, dass durch BLW Kinder bereits ab dem Babyalter ein natürliches und gesundes Essverhalten entwickeln und das Risiko später für Essstörungen und Übergewicht sinkt
  • Das Kind lernt auf seine Instinkte zu vertrauen und nach seinem Appetit zu essen
  • BLW-Babys sind experimentierfreudiger bei der freien Auswahl an Nahrungsmittel
  • Fähigkeit zum Kauen von verschiedenen Beschaffenheiten entwickelt sich natürlicher
  • Beim Kauprozess wird die Nahrung länger eingespeichelt, was eine bessere Verdauung fördert. Die Verdauung beginnt im Mund
  • Durch verstärktes Kauen kann der Kiefer sich besser entwickeln, was die Sprachentwicklung unterstützen kann
  • Das Baby hat in seiner Eigenständigkeit mehr Spaß beim Essen
  • BLW entspricht dem Forschungs- und Experimentierdrang des Babys
  • Das Baby lernt die Nahrungsmittel und sich selbst beim Kauprozess besser kennen
  • Die Eigenständigkeit des Babys und sein Selbstvertrauen werden gefördert
  • Das gemeinsame Essen am Familientisch ist nicht von der Breifütterung unterbrochen, bei dem ein Elternteil gleichzeitig nicht am Familientisch essen kann
  • Die Hand-Augenkoordination wird trainiert
  • Das Baby imitiert die Familienmitglieder und schaut sich vieles von ihnen ab
  • Das Baby lernt besser mit dem natürlichen Würgereflex umzugehen
  • Wenn dem Baby was nicht schmeckt, kann er es wieder ausspucken oder mit den Fingern aus dem Mund nehmen

Nachteile Baby-led-Weaning

  • Risiko des Verschluckens ist größer als bei Breikost
  • Der Aufwand den Essbereich des Babys nach jeder Mahlzeit wieder zu reinigen, ist wesentlich höher
  • Auch das Baby kann verschmierte Nahrungsreste im Gesicht, im Haar oder an der Kleidung haben. Eine anschließende Dusche ist nachträglich notwendig
  • Das uneingeschränkte Rummatschen führt dazu, dass mit dem Essen auch gespielt wird, absichtlich das Essen auf den Boden geworfen wird, um Freude an der Schwerkraft zu haben, mit Flüssigkeiten werden Pfützen am Tisch gebildet, wobei man als Erwachsener Verständnis aufbringen sollte
  • Öle für die bessere Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen und für die Gehirnentwicklung können bei BLW schlecht in den Speiseplan ergänzt werden
  • Angst, dass das Baby nicht richtig satt wird, weil es nur einzelne Lebensmittel “probiert”
  • Sorge, dass das Baby nicht alle Nährstoffe bekommt, weil nährstoffreiche (aber vielleicht unbeliebte Nahrungsmittel) wie im Brei nicht untergemischt werden können
  • Das Baby oder Kleinkind kommt vielleicht schneller auch mit fertiger Industrienahrung oder ungesunder Ernährung in Berührung wie Pommes, Joghurts, Puddings, weiße Gebäckwaren, Kuchen, weil die Familienmitglieder gerade diese Speisen essen und das Baby auch danach verlangt
  • Möglicher Eisenmangel könne entstehen, da das Kind an Fleischstückchen lutscht, aber nicht in der Lage ist es mit den Kieferleisten zu zerkleinern
  • Auf bestimmte Nährstoffe wie die Aufnahme von Zink muss geachtet werden und entsprechende zinkreiche Lebensmittel angeboten werden
  • Motorisch ungeschickte Kinder würden sich weniger Essen in den Mund stecken und nicht satt werden
  • Mangelerscheinungen können auftreten, eine gesunde Nährstoffversorgung muss mehr im Blick behalten werden
  • Die einzelnen Obst- und Gemüsestückchen haben eine niedrigere Energiedichte als ein Brei mit gut kombinierten Lebensmittelbestandteilen
  • Der natürliche Würgereflex mit der Beikosteinführung muss von den Eltern häufiger “ausgehalten” werden bis dieser mit etwa acht Monaten nachlässt. Der Würgereiz bei Babys liegt viel weiter vorne im Mund als bei Erwachsenen. Das Baby beginnt bereits zu würgen, lange bevor die Gefahr besteht sich zu verschlucken
  • BWL lässt sich außerhalb der heimischen vier Wände vielleicht bei den Großeltern schlechter durchführen, wenn sie die Methode nicht unterstützen, weil der Aufwand die Essensspuren zu beseitigen für sie zu groß ist
  • Nicht nachhaltig, da runtergefallenes Essen weggeworfen wird und der Aufwand für zusätzliche Waschgänge der Kleidung ist höher
  • Dem Kind werden Lebensmittel nicht als ein wertvolles Gut vermittelt, sondern das Kind macht die Erfahrung, dass es ok ist Lebensmittel zu zerstören (durch zerdrücken etc.), es fallen zu lassen, worauf es darauf hin weggeworfen wird. Dem Kind wird der Eindruck vermittelt, dass es normal ist frische und haltbare Lebensmittel einfach in die Tonne zu schmeißen

Wie fange ich mit Baby-led-Weaning an?

Bei der Einführung von BLW ist Voraussetzung, dass das Baby von seinem Alter her für babyfreie Kost bereit ist. An den Beikostreifezeichen erkennen Eltern, ob das Baby bereit ist für feste Kost. Wenn das Baby also reges Interesse an der Ernährung der Erwachsenen zeigt und vom Alter und seinen Körperfunktionen dafür reif ist, ist der Zeitpunkt für BLW gekommen.

Für BLW benötigen Babys eine gewisse Fingerfertigkeit, um die angebotenen Lebensmittel gut greifen zu können. Auch mit 7 Monaten haben Babys noch Schwierigkeiten insbesondere rutschige Lebensmittel sicher in der Hand zu halten und sie gezielt zum Mund zu führen. Ansonsten hält die Mutter unhandliche Lebensmittel dem Baby zum Abbeißen und Ablutschen hin.

Wie bei der Löffelfütterung sollten Babys ab dem Beikostalter bei BLW ebenfalls keinen Honig, rohe Eier, rohe Fleisch- und Fischspeisen bekommen. Rohmilchprodukte und nicht vollständig durchgegartes Ei sind ebenfalls zu meiden. Generell sollte auf eine salz- und zuckerarme sowie nicht scharfe Ernährung geachtet werden.

Am Anfang sollte das Baby die Lebensmittel einzeln kennen lernen, um auch mögliche Unverträglichkeiten festzustellen.

Einige Nahrungsmittel sind für BLW nicht geeignet, insbesondere kleine harte Lebensmittel nicht. Heidelbeeren, Weintrauben, Nüsse (auch in Stücken) und Cherry-Tomaten sind aufgrund der Verschluckungsgefahr ungeeignet. Entkernte Kirschen eigen sich genauso wenig wie anderes hartes kleines Obst. Lebensmittel mit Kernen wie Pflaumen, Pfirsiche und Oliven müssen vorher halbiert und der Kern entfernt werden.

Viele Lebensmittel eignen sich dazu besonders gut als Fingerfood. Insbesondere Obst oder gedünstete Gemüse- und Obststückchen sind ideal zum Probieren. In Spalten geschnittener und gedünsteter Apfel, Birne oder Banane eignen sich gut als Einstieg. In Pommes geschnittene Zucchini-, Karotten-, Kürbis- und Süßkartoffelstreifen je nach Saison bieten eine handliche Auswahl für das Baby, bei der ein Stückchen unten aus der Hand rausschaut.

Avocadomus, Waffeln, Pfannkuchen oder Brot mit Aufstrich sind einige Frühstücksvarianten.

Kleine Mengen reichen bereits aus. Geeignet ist alles, was weich ist und nicht als Bröckchen im Hals stecken bleiben kann.

Für einen entspannten Start von BLW sollte das Baby weder hungrig und müde sein. Sonst würde es quengelig sein, da es lieber schlafen möchte oder seinen Hunger an der Brust stillen möchte. Sind seine momentanen Bedürfnisse befriedigt, kann es sich auf das Erforschen von Lebensmitteln konzentrieren. Das Baby kann in einem Hochstuhl aufrecht sitzen oder auf dem Schoß der Eltern gut gestützt, so dass es seine Arme und Hände frei bewegen kann. Besonders im Sommer eignet es sich, dass das Baby bei seinen ersten BLW-Versuchen nur mit einer Windel bekleidet ist. Denn anschließend muss das Baby nach seinen Essensexperimenten erstmal gebadet werden.

Unter normalen Umständen schützt ein großes Lätzchen die Kleidung des Babys und eine Kunststoffplane oder eine Schreibtischunterlage unterhalb des Hochstuhls den Boden vor Verschmutzungen durch herunter gefallenes Essen. Am Anfang muss man sich der mehrmals täglichen Essens-Verschmutzungen bewusst sein, um das BLW als Mutter gelassen zu sehen. Der Fokus bei BLW ist zunächst nicht aufs Sattwerden, sondern Gelegenheiten zum Erforschen und Bekanntmachen von Lebensmitteln zu bieten.

Das Endergebnis von BLW sollte sein, dass das Baby unter seiner Führung Essensfertigkeiten entwickelt, am Familientisch immer besser selbst bestimmt mitisst und sein Appetit auf Muttermilch bis zum natürlichen Abstillen zurückgeht.

Da jedes Baby individuell ist, lässt sich nicht sagen, nach welchem Zeitraum der BWL-Einführung das Baby sich auch abgestillt hat. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr Hauptnahrung sein und von der Beikost ergänzt werden. Stillen ist nicht nur seinen Durst- und Hunger zu befriedigen, sondern auch intensive Kuschelzeit mit der Mama, die viele Kinder auch über das erste Lebensjahr hinaus noch brauchen. Voll gestillte Kinder können auch bis zum älteren Kleinkindalter gestillt werden, wenn die Mutter diese lange Entwöhnungsphase zulässt.

Bei BLW können über den Tag verteilt, 5 bis 7 Mal am Tag, kleine Snacks dem Baby angeboten werden. Der Magen des Babys ist noch klein und es hat häufiger Hunger als Erwachsene.

Lose Teller und Besteck besser weglassen, da das Baby es wahrscheinlich vom Tisch schieben wird. Die angebotenen Nahrungsmittel liegen am besten in Stäbchen oder Streifen griffbereit auf dem sauberen Tisch des Hochstuhls. Die Konsistenz sollte fest genug zum Greifen sein, aber auch weich genug zum Kauen

Weiche oder weichgekochte Lebensmittel eignen sich besonders gut, da Babys sie mit Zunge und Gaumen selbst zerdrücken können.

BLW: Am Anfang eher Spielerei als eine Nahrungsaufnahme

Insbesondere die ersten Versuche sind eher Experimente des Babys die Konsistenz und Beschaffenheit der Nahrungsmittel mit allen seinen Sinnen zu erforschen. Das Baby beginnt die Nahrungsmittel zu untersuchen, sie auseinander zu nehmen, zu zerdrücken, zu verschmieren, auch wenn am Anfang nur wenig im Mund des Babys landet. Das Baby weiß mit angefangenen Nahrungsstücken im Mund nichts anzufangen, so dass sie sehr wahrscheinlich wieder aus seinem Mund fallen werden.

Bei BLW wird strikt darauf verzichtet dem Baby zu helfen, indem angebissene Essensstücke zum Mund des Babys geführt werden und auch von niemand anderem wie den Großeltern. Die Kontrolle über die Art und die Menge der verzehrten Lebensmittel soll nur beim Baby bleiben. Würgereflexe des Babys können bei BLW durchaus vorkommen, wenn Nahrung zu weit hinten in den Mund gelangt ohne ausreichend gekaut zu werden. Der Würgereflex ist im Alter zwischen sechs und acht Monaten besonders stark ausgeprägt und für die Eltern sicherlich alarmierend, obwohl dies ein Lernprozess für das Baby sein soll den Mund nicht voll zu machen.

Die Befürworter von BLW sehen in der konventionellen Löffelfütterung des Breis die Ursache darin, dass Menschen später zum Essen eine gestörte Beziehung haben und daher Essstörungen im Erwachsenenalter herrühren. Die Fütterungsschwierigkeiten und Konflikte beim Essen mit Babys entstünden nur dadurch, dass die Instinkte des Babys und seine Autonomie wie bei vielen anderen Entwicklungsschritten (aufrecht sitzen, krabbeln, sich hochziehen und laufen)  nicht berücksichtigt würden


Meine Erfahrungen mit der Beikost

Das Thema Beikost graute mir schon als mein Sohn sich immer näher auf das Alter von sechs Monaten zubewegte. Als ich in einen Blick in Brei-Rezeptbücher geworfen habe, haben mich die vielen Rezepte und deren Zutaten einfach erschlagen und ich stellte mir ernsthaft die Frage, welche Mutter Zeit und Lust hat einen Morgen-, Vormittags-, Mittags-, Nachmittags- und Abendbrei Tag für Tag zu zubereiten.

Ich musste zusehen, dass ich die Zutaten alle gerade beschafft habe, alles abgewogen habe, bevor es ans Kochen geht und besonders am Anfang ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass vom Baby nur einige Löffel angenommen werden.

Vom ersten Brei hat mein Sohn mit verzerrtem Gesicht einige Löffel angenommen und recht schnell endete die erste Mahlzeit mit Weinen.

Ich war ernüchtert von meinen ersten Brei-Erfahrungen und beschloss weiter voll zu stillen und gelegentlich ohne Druck und Stress hin und wieder eine Breimahlzeit anzubieten.

In der Zwischenzeit bin ich auf das Konzept des Baby-led-Weaning gestoßen und war von den Vorteilen begeistert. Ich sah darin die Lösung und beschloss es mit meinem Sohn auszuprobieren, nachdem nach einigen Wochen eine Breimahlzeit immer noch keine Stillmahlzeit ersetzt hatte.

Im Sommer bei warmen Zimmertemperaturen setzte ich meinen Sohn mit einer Windel bekleidet auf eine Unterlage auf den Boden der Küche und bot ihm geschnittene Pfirsiche und andere Obststücke an. Mein Sohn wusste mit den Dingen nichts anzufangen, fing damit an rumzumatschen, bis er irgendwann die Lust verlor und anfing zu weinen ohne, dass ein Stückchen in seinem Mund gelandet ist. Was von dem Versuch übrig blieb, war die ganze Essens-Sauerei alles wieder sauber zu machen und meinen Sohn erstmal zu baden.

Ich gab nicht auf. Ein anderes Mal, einige Wochen später, versuchte ich es im Hochstuhl mit Tomaten-Hackfleisch-Nudelauflauf überbacken mit Käse, den wir gemeinsam am Familientisch aßen. Mit dem Anblick mein Kind das Essen untersuchen zu sehen, sich das Essen mit seinen Händchen in den Mund zu schieben, das verschmierte Gesicht abgesehen von dem Essbereich, der einer Sauerei glich, beschloss ich, dass BLW nichts für mich ist. Der Aufwand wieder alles sauber zu machen inkl. Baby, die Kleidung, die nach jeder Mahlzeit erstmal in die Wäsche kann, war auf Dauer einfach nichts für mich.

Wie bei der Breifütterung haben mich die erste und auch die nächsten Erfahrungen mit BLW enttäuscht, ohne, dass ich wusste, dass Babys mit der Zeit es lernen Lebensmittel in ihren Mund hineinzuführen, sie zu kauen und BLW mit der Zeit am Familientisch immer besser klappt.

Ich wollte auch nicht mehrmals über den Tag verteilt über einen längeren Zeitraum die Essensspuren am Hochstuhl und unterhalb des Hochstuhls beseitigen und dabei Unmengen von Wäsche produzieren.

Trotz der Vorteile von BLW habe ich mich entschieden bei der traditionellen Löffelfütterung zu bleiben und meinem Sohn als Kombination an weichen Lebensmitteln abbeißen zu lassen, obwohl ich stets als Fingerfood-Halter herhielt.

Wirkliche Erfahrungen mit dem Erforschen von Lebensmitteln mit allen seinen Sinnen zu machen, kam mein Sohn nicht in den Genuss.

Ich habe ihm die wenigen Breimahlzeiten löffelweise angeboten und bei Anzeichen, dass er nicht mehr wollte wie Kopf wegdrehen, Mund nicht aufmachen oder Stimmungswechsel mit der Mahlzeit aufgehört. Es blieb weiterhin beim Stillen und mit einem Jahr war der Übergang an die Familienkost mehr oder weniger geschafft ohne drei feste Breimahlzeiten am Tag.

Im Kinderwagen ab vielleicht 1,5 Jahren hat er stets Fingerfood zum Abbeißen bekommen und konnte unterwegs selbst Erfahrungen machen, Essen mit den Händen in seinen Mund zu führen.

Trotz der (angeblichen) Nachteile von Breifütterung aus Sicht der BLW-Befürwortern kann ich jetzt nicht sagen, dass mein Sohn ein ungesundes Essverhalten entwickelt hat oder keine gesunden Lebensmittel pur (Obst und Gemüse) mag oder gar eine Tendenz zum Übergewicht aufzeigt, weil er mit dem Löffel gefüttert wurde. Wenn er satt ist, weiß er, dass er nicht zum Schluss aufzuessen braucht, sondern einfach mit dem Essen aufhören darf.

Als Eltern haben wir ihn so lange mit dem Löffel gefüttert bis er selbstständig in der Lage war den Löffel richtig zu halten und selbstständig und sicher die Speisen in seinen Mund zu führen. Zwar hat er auch einige wenige Versuche mit dem Löffel zwischendurch machen dürfen, aber hauptsächlich haben wir den Löffel geführt bis zum älteren Kleinkindalter.

Was mir jedoch enorm aufgefallen ist und, was in meinen Augen mit BLW zusammen hängen kann, ist, dass Kinder, die eigenständig das Essen mit den Händen vom frühesten Babyalter über eine längere Zeit an erforschen durften, selbst im Vorschulalter das Besteck nicht richtig halten können und bevorzugt mit den Händen essen oder schneller sich mit den Händen zurechthelfen statt das Besteck zu gebrauchen.

Im Vergleich hat unser Sohn eine Abneigung ein Kuchenstückchen oder ein Stück Pizza mit der Hand zu halten und verlangt lieber nach Besteck, mit dem er auch sicher umgehen kann. Er mag sich nicht unnötig die Hände mit Essen schmutzig zu machen, wenn er dafür Besteck benutzen kann. Pizza sowie auch Fleischstückchen kann er seit Jahren sicher durchschneiden  während Gleichaltrige Schwierigkeiten haben Messer und Gabel zum Schneiden gleichzeitig zu koordinieren und lieber mit der Gabel in ein Fleischstück reinstechen und davon abbeißen.

Gleichaltrige, von denen ich weiß, dass sie ab dem Babyalter mit dem Essen einfach “rummatschen”, alles fallen und sich dabei bekleckern durften, auch später noch unbeholfen mit Besteck umgehen und sich beim Essen öfters beschmutzen.

Löffel und Gabel werden noch im “Babyhandgriff” gehalten, das Essen wird in sich “hineingeschaufelt” und die fettigen Finger an der Kleidung abgewischt. Auf dem Teller hinterlassen sie matschige Reste vom Kuchen (spielerisches Essverhalten aus dem Babyalter?) und sehen das Essen in meinen Augen nicht als wertvolles Lebensmittel an, sondern als etwas, womit man im Vorschulalter noch rummatschen kann und was man auf den Boden fallen lassen kann. Als Baby hat es ja oft genug Essen auf den Boden fallen lassen dürfen, was dann später im Müll gelandet ist.

Außerdem haben sie keine Scheu davor beispielsweise ein Stückchen Fleischwurst oder Waffeln erstmal mit den Fingern zu zerdrücken und zu zerkrümeln, es auf den Boden fallen zu lassen, bevor sie es essen. Fleischstücke werden direkt in die Hand genommen, daran rumgekaut ohne auch Messer und Gabel zu benutzen.

Der Essbereich dieser (Vorschul-)Kinder am Tisch und unterhalb des Tisches erinnert manchmal noch aus Babys Zeiten während des Baby-led-Weanings.

Diese Kinder haben Probleme Tischmanieren zu beherzigen und sehen nach dem Essen nicht nur im Gesicht, sondern auch auf der Kleidung wie ein “Schweinchen” aus. Das waren alles Impressionen von Geburtstagsgastkindern im Vorschulalter, die am Tisch Kuchen und Abendessen auf ihre Art verzehrt haben.

Ab einem gewissen Alter wird nämlich vorausgesetzt, dass Kinder wie Erwachsene kultiviert am Tisch mit Besteck umgehen können. Fehlende Tischmanieren ab einem gewissen Alter fallen wiederum am Gästetisch oder im Kindergarten negativ auf und es dauert sehr lange bis die Kinder lernen “kultiviert” am Tisch zu essen.

Meine Vermutung ist, dass durch die monatelangen Erfahrungen des Babys mit dem Essen zu spielen und es mit den Fingern zu zerkleinern wie es bei BLW der Fall ist, sich im Gehirn des Babys immer stärkere Nervenbahnen für diese Erfahrungen bilden.

Es ist erforscht, dass immer wieder einstudiertes Verhalten dicker werdende Nervensynapsen im Gehirn hervorbildet und sich diese Nervenbahnen verfestigen. So funktioniert das Lernen, ob es jetzt das Laufen, eine Sportart oder später das Schreiben in der Schule ist. Basierend auf stetige Wiederholungen werden diese Bewegungsabläufe im Gehirn abgespeichert.

Das Baby übt immer wieder ein sich mit den Händen selbst zu füttern, weil es in dem Alter selbstverständlich mit dem Umgang des Bestecks nicht zurecht kommen würde.

Hat das Kind dann jedoch den Reifegrad erreicht mit Besteck umgehen zu können, sitzen jedoch die selbst eingeübten Fütterungserfahrungen mit der Hand fest im Kopf, so dass das ältere Kleinkind bzw. größere Kindergartenkind lieber auch ungeeignete Speisen in die Hand zum Essen nimmt als das beiliegende Besteck zu bevorzugen.

Da mir dieser Aspekt ganz stark bei den Kindern, die sich selbst füttern durften, aufgefallen ist, erinnert mich dieses Essverhalten an das natürliche Essverhalten im Babyalter, wobei ich dann deshalb den Grund dafür im BLW sehe.

In der Natur kauen viele Vogelarten ihre Nahrungsbeute wie Würmer und Käfer für ihre Küken vor und lassen den Nahrungsbrei von ihrem Schnabel direkt in den Schnabel des Kükens gleiten. Sehr viele Säugetiere kauen die Nahrung vor, verdauen diese und würgen sie hervor, um damit ihre Jungtiere zu füttern. 

Da stets bei BLW die Vorteile aufgeführt werden, möchte ich meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen zu diesem Thema nicht vorenthalten.

Natürlich kann man jetzt die eigenständigen Fütterungsversuche des Babys beim BLW nicht auf spätere mangelnde Tischmanieren verallgemeinern, aber genauso wenig kann man auch nicht verallgemeinern, dass Babys, die mit Brei gefüttert wurden später alle Störungen im Essverhalten aufweisen oder über ihr Hungergefühl hinaus essen und später übergewichtig werden.

Jede Mutter muss selbst Erfahrungen mit der Beikost, in welcher Form auch immer machen und selbst entscheiden, je nachdem wie ihr Kind die Beikost annimmt und wie sinnvoll ihr eine der Beikost-Varianten erscheint unabhängig der Nachteile, die es bei beiden Varianten gibt.

Webseiten und Quellen:

https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/07/die-neuen-empfehlungen-zur-beikost-kritik-vom-fke-und-der-dgkj-zum-baby-led-weaning-blw-beikosteinfuehrung.html

https://www.familie.de/baby/baby-baby-led-weaning/

https://babybrei-selber-machen.de/beikost-einfuehren/